Dienstag, 21. Juli 2009

Die Türen nach Reinickendorf

(Maurice Summen)

Über ein "Guerillakonzert" im Frühjahr 2008

Lasse hat bei dem Radiopreisausschreiben mitgemacht, nur weil die Frage interessant war. Womöglich hat jeder mit der Antwort A, 1861, Eintrittskarten gewonnen. Seit wann existieren die heutigen Stadtgrenzen Berlins? Nun findet Lasse sich mit anderen Radiohörern in Reinickendorf in einem ehemaligen Waschhaus wieder, eigens hergerichtet für ein sogenanntes Zimmerkonzert der Berliner Band „Die Türen“. „Ein Konzert nur für Gewinner“ ist angekündigt, ironischer Gegensatz zum Cover des dritten Albums im Alditütendesign. Mit Ironie lässt sich anfangs fast alles scheinbar aufwerten. „Sms“, „Simpsons“ und „Sudoku“, in den Textern von Sänger Maurice Summen wird die aktuelle Oberfläche ganz nach Art der Neuen Deutschen Welle überhöht. Doch während bei anderen Epigonen von Trio und Co „die Seele schwarz wie eine Cola“ ist (Mediengruppe Telekommander), belassen es die Türen – getreu ihres Namens – in Songs wie „Everybody’s Darlehen“ oft nur beim Wortspielwohlgefühl. Weil die Band die Dynamik ihres an Discosoul angelehnten Sounds perfektioniert hat, sind immerhin gerade einige der neuen Songs facettenreicher und treibender und wo die Türen die Oberflächlichkeit ins Fanatische steigern können, entsteht aus der Ironie ein tieferer Sinn. Bar jeder Vernunft. Die Richtung stimmt also, es fragt sich nur, wie weit man geht. Wem die Köpfe nicht rot genug geworden sind, der hat wenigstens Reinickendorf kennen gelernt und das war auch das Ziel des Ganzen, denn der Auftritt war Teil der Konzertreihe einer Wohnungsbaugesellschaft in Berlins Außenbezirken. „Wir zeigen uns von unserer spießigsten Seite.“ Lasse will zwar zunächst nicht nach Reinickendorf ziehen. Aber wer weiß, im Pop hat am Ende noch immer die Ironie gewonnen.

Mehr dazu auf Video (watchberlin)

PS: Lasse zieht die Tage um, von Neukölln nach Kreuzberg. Reinickendorf muss noch ein wenig warten.

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